Tag des offenen Denkmals
1999 Schwerpunkt Mainzer Hof
Der
Arbeitskreis Dorfentwicklung Berstadt ludt ein und über 120 Besucher
kamen zum Tag des offenen Denkmals am 12. September 1999.
Während
des europaweiten Denkmaltages öffneten sich diesmal in Berstadt die
Türen zweier privater Anwesen, nachdem die öffnung von Wasserturm und
Kirchturm vor zwei Jahren bereits eine große Resonanz fand. Nun stand
das historische Zentrum Berstadts, der Mainzer Hof, im Mittelpunkt der
Aktivitäten. Sehenswert ist besonders ein sehr altes Kellergewölbe. Das
Anwesen Oberpforte 6 ist von seinen heutigen Besitzern Petra und Ronald
Reuter aufwendig restauriert worden. Der Arbeitskreis Dorfentwicklung
war mit einer Ausstellung zur über 1.1OO jährigen Geschichte des Hofes
und zum Färberhandwerk vertreten , das dort bis Ende des 19.
Jahrhunderts betrieben wurde. Ursprünglich umfaßte der Hof den gesamten
Bereich um Kirche und Tanzhof, wechselte im 13. Jahrhundert vom
fuldischen in Mainzer Besitz und wurde 1693 von der Grund Schwalheimer
Müllerfamilie Eichelmann gekauft, die ihn bis 1913 besaß und dort im
19. Jahrhundert eine Schönfärberei betrieb.
An den Mainzer Hof
grenzt das Wohnhaus Oberpforte 7A an. Die heutigen Eigentümer, Sylvia
und Burkhard Käs, haben eine ehemalige Fachwerkscheune aufwendig
renoviert und zu Wohnzwecken umgebaut. Sie führten Besuchergruppen
durch ihr Wohnhaus. Erbauer der Scheune war der Goldschmidt Peter
Dieffenbach, der 1748 die jüngste Tochter des ehemaligen
königlich-preußischen Quartiermeister Daniel Wolff aus Berstadt,
nämlich Charlotte Amalia Wolff, heiratet.
Selbstverständlich kam der
gesellige Aspekt nicht zu kurz, der Arbeitskreis Dorfentwicklung hatte
für Speisen und Trank vorgesorgt.
Text: Eugen Rieß
Foto: Willy Roth
2000 Schwerpunkt Wasserturm
Umfangreiches Programm des Arbeitskreises Dorfentwicklung Berstadt - Kreuzquelle ließ Sekt statt Mineralwasser sprudeln
Auch
die diesjährige Veranstaltung des AK Dorfentwicklung Berstadt zum Tag
des offenen Denkmals war ein voller Erfolg beschieden, der sogar die
hochgesteckten Erwartungen übertraf. Damit wurden die Bemühungen der
AK-Mitgliederbelohnt, welche viele Arbeitsstunden in die Ausgestaltung
des Domizils Wasserturm, des volkskundlichen Museums und des Archivs,
die Dokumentation der öffentlichen Wasserversorgung und für die
Verpflegung ihrer Gäste investiert hatten.
Vorsitzender Horst Hahn
freute sich, eine sehr zahlreich erschienene Besucherschar begrüßen zu
können, die im Laufe des Nachmittags auf über 200 Personen Anwuchs,
Reporter, die sich zu früh verabschiedet hatten, konnten deshalb
lediglich eine wesentlich geringere Zahl ihrer Zeitung melden. Als Dank
an die beteiligten Firmen und Privatpersonen überreichte Horst Hahn
Urkunden des Arbeitskreises: Die Inhaber der Mineralwasserfirma
Kreuzquelle hatten einen Infostand eingerichtet, an dem dieses Mal
ausnahmsweise Sekt statt Mineralwasser sprudelte und der nicht nur
deswegen eifrigen Zuspruch fand. Die Kreuzquelle ist übrigens die
einzige Mineralquelle der Großgemeinde. Ihr Wasser besitzt
Heilquellqualität und wird demnächst auf den Markt kommen.
Die ebenfalls ortsansässige Firma Thomas Spieler, Gartengestaltung,
demonstrierte am Beispiel einer eigens zu diesem Zwecke aufgestellten
Zisterne Möglichkeiten der Regenwassernutzung. Roswitha und Günther
Schön bekamen eine Urkunde verliehen als Dank für Rettung eines
Fragments einer mittelalterlichen Grabplatte. Eine weiteres Dankeschön
ging an Brigitte und Reiner Echzeller, welche ihre zum Wohnhaus
umgebaute Scheune erstmals für eine interessierte Öffentlichkeit
zugänglich machten. Das Wohnobjekt der Familie Echzeller entspricht in
besonderer Weise dem Motto des diesjährigen Denkmaltages: Alte
Bauten-Neue Chancen. Neben den Informationsständen der Firmen
Kreuzquelle und Spieler war der Arbeitskreis mit einer eigenen
Dokumentation zur öffentlichen Wasserversorgung Berstadts vertreten,
die Eugen Rieß und Willy G. Roth erstellt hatten. Neben den Bauplänen
des Wasserturms waren zahlreiche Dokumente zum Bau und zur
Funktionsweise der öffentlichen Brunnen, des Wasserrohrnetzes und zur
Arbeit des Rohrmeisters Kaiser ausgestellt. Das volkkundliche Museum
konnte aufgrund des begrenzten Raumes nur einen kleinen Teil seiner
Schätze den interessierten Besuchern vermitteln, darunter eine komplett
ausgestattete Schusterwerkstatt. Im Archiv befinden sich
lnformationsmaterialien zur Dorfsanierung, zu Denkmalschutz und anderen
verwandten Themenkreisen, die auch einer breiteren Öffentlichkeit
zugänglich sind.
Wartezeiten bis zum Beginn des nächsten Rundganges
oder zum Museumsbesuch konnten an den Ständen des Arbeitskreises mit
Essen und Trinken verkürzt werden.
Die AK-Mitglieder Eugen Rieß.
Günther Schön, Axel Stefan und Eckhard Wolf führten insgesamt sechs
Gruppen mit 20-50 Teilnehmern auf einem kleinen historischen Rundgang
durch das Dorf. Zuerst ging der Weg vom Tanzhof zum Wohnhaus Echzeller,
wo der Hausherr selbst die Führung übernahm. Dort führte der Weg
entlang des Wäschbaches mit seinem Ortsbild prägenden Scheunenkranz,
der auch die Grenze des mittelalterlichen Dorfes nachbildet. Bereits um
1350 besaß Berstadt einen Schanzengraben der das Dorf umschloß, aber
nur wenig Schutz im damaligen Fehdewesen bot. Ein Teil des alten
Dorfgrabens führt noch heute diesen Namen. Unterwegs besichtigte man
das Relikt einer mittelalterlichen Grabplatte, die wahrscheinlich um
1400 entstand. Naheliegend ist es, daß es sich hier um den Friedberger
Burgpfarrer "Conrad Rode de Berstat" handelt. Über die Brücke, die
ehemalige "Zingelpforte" ging es weiter zur "Oberpforte". Damit
wurden zwei der ehemals drei Pforteneingänge Berstadts im Mittelalter
auf dem Rundgang gestreift. Von hier ging es zurück zum Tanzhof.
Südwestlich vor der Kirche befindet sich heute eines der ältesten, wenn
nicht das älteste Fachwerkhaus des Wetteraukreises. Einer
Besuchergruppe war es vergönnt, daß sich unter den Besuchern Herr
Reuter von der Technischen Hochschule Darmstadt befand, der bereits
dieses Haus wissenschaftlich erarbeitet hat und an dieser Stelle
ausführlich die Sonderheiten des Ständerbaues erklären konnte. Herr
Reuter wird im Rahmen eines Projektes demnächst ein Buch über die
Baugeschichte mehrerer hessischer Dörfer, darunter auch Berstadt
,veröffentlichen. Insgesamt fanden die Aktionen des Arbeitskreises zum
diesjährigen Tag des offenen Denkmals wieder einmal großen Zuspruch,
der die Mitglieder für ähnliche Aktionen auch in der Zukunft motiviert.
Text: Eugen Rieß
Foto: Willy Roth
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