Wurde
der 1779 im Hintertaunus geborene Johannes Bückler, den man später
aufgrund seiner Lehre Schinderhannes nannte, im Film als
Freiheitskämpfer und Beschützer der Armen heroisiert, räumte Dr. Scheibe
mit dieser Vorstellung auf: Für ihn ist Bückler nur ein hinterhältiger
und brutaler Räuber.
Seinem Lehrherrn im Hunsrück soll er
Kalbsfelle und eine Kuhhaut gestohlen haben. Mit einem Gesellen war er
dann zwei Jahre als Viehdieb tätig, bevor er in Simmern eingekerkert
wurde. Doch gelang ihm die Flucht. Und er setzte sich ins
rechtsrheinische Gebiet ab, wo die Kleinstaaterei eine Verfolgung von
Straftätern schwierig machte.
Dass der Schinderhannes auch in
die Wetterau gelangte, hatte laut Dr. Scheibe zwei Gründe: Im Hunsrück
hatte er einen aus Utphe stammenden Kumpan namens Mosebach kennen
gelernt, der das Räuberleben verherrlichte. Zudem war der Schwarze Jonas
in Södel verheiratet - und der war nicht weniger berüchtigt als der
Hannes selbst. Nach der Hinrichtung der beiden am 21. November 1803 in
Mainz kehrte Jonas' Frau mit den beiden Kindern in das Wetterauer
Heimatdorf zurück.
Mit dem Schwarzen Jonas verübte der
Schinderhannes einen Überfall auf den Södeler Juden Abraham. Ansonsten
nutzte er die Wetterau als Rückzugsgebiet, in dem er die Beute zu Geld
machte. Zur Tarnung betrieb er einen fahrenden Porzellanhandel.
Bei Limburg wurde Bückler verhaftet und in Frankfurt den französischen
Behörden in Mainz überstellt, wo er nach eineinhalbjähriger Haft wegen
53 Straftaten hingerichtet wurde. 40 000 Zuschauer sollen damals in der
Stadt gewesen sein.
Dr. Mark Scheibe hat die Anzahl der
Verbrechen des Hunsrück-Räubers bei rund 130 angesiedelt. Viele weitere
Taten würden ihm nachgesagt, aber es habe auch Trittbrettfahrer gegeben,
die sich als Schinderhannes bezeichneten, um ihre Opfer einzuschüchtern