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Wassergericht

Brunnen und öffentliche Wasserversorgung in Berstadt

 

Text: Eugen Rieß

Foto: Willy Roth

 

Als einziger Ortsteil der Großgemeinde grenzt Berstadt an einen nennenswerten Fluß, die Horloff. Der Versuch, die Horloff einzudämmen, die Funktion der Mühlen aufrechtzuerhalten, erforderte gemeinschaftliche Arbeit der Dörfer der Fuldischen Mark, später beschränkte sich die Ausübung der Wassergerechtigkeit auf die beiden Gemeinden Echzell und Berstadt.

Der Name Horloff läßt sich etymologisch herleiten von althochdeutsch: "horawin" = sumpfig, Zwischenstationen zum Neuhochdeutschen sind "Hurwinaffa", "Hurnaffa" (8. Jahrhundert) und "Hurlyphe" (1263). Seit der Zeit des intensiven Landausbaues, die um 1300 abgeschlossen ist, können wir uns ein kompliziertes Entwässerungssystem vorstellen, das außerdem im näheren Bereich Berstadts fünf Mühlen mit Wasserkraft zu versorgen hatte, was bei einem durchschnittlichen Gefälle der Horloff von 35 cm/km eine enorme Leistung bedeutete. In dem Weistum von 1434 werden auch Regelung für die Schiffahrt auf der Horloff im Bereich der Fuldischen Mark getroffen.

Zugleich verfügt Berstadt ebenfalls als einziger Ort über ausreichend fließendes Wasser zur Versorgung der Bevölkerung. Der Bach diente als Zingelbach dem Schutz und als Wäschbach dem täglichen Gebrauch.

Daß der (Zingel-)Bach durchaus eine Bedrohung für Mensch und Vieh werden konnte, bemerken wiederholt Chronisten. Während das Dorf auf höher gelegenem Gebiet angesiedelt wurde, legte man die Burg an der tiefsten Stelle an. Sie bewahrte ihren Charakter als Wasserburg bis ins 19. Jahrhundert.

Die höhere Lage des Ortes bedingte tiefe Brunnen, welche in extremen Wettersituationen wiederholt austrockneten. Dies gilt besonders für die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Gemarkung Berstadts zeigte im Hochmittelalter und zu Beginn der Neuzeit ein wesentlich vielfältigeres Bild als heute. Seen. tw. auch künstlich angelegte Teiche, Feldbrunnen und eine Vielzahl von Gräben dienten unterschiedlichsten Funktionen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Berstadt durch den äußerst tüchtigen und fortschrittlichen Bürgermeister August Wolff dem Industriezeitalter geöffnet. Wenn auch das ehrgeizigste Projekt, der Bau einer Zuckerfabrik , scheiterte, gelangen ihm doch der Eisenbahnanschluß, die Angliederung an das Gruppenwasserwerk Lauter usw... Das markanteste Zeugnis seiner Arbeit ist der Wasserturm geblieben. 

Das mittelalterliche Wassergericht:

Das Wassergericht wurde ursprünglich mit dem Pfahlgericht in Bingenheim jährlich am 6. Januar (Dreikönigstag) gehegt. Im 15. Jahrhundert hat es sich als eigenständiges Gericht herausgebildet. Bereits am 8.1.1423 wird in einem Weistum festgelegt, daß das Wassergericht der Fuldischen Mark und die Mahlgerechtigkeit einem besonderen Gericht unterliegen. Außerdem sind die Anlieger gehalten, die Horloff so freizuhalten, daß ein Kahn von 14 Schuh » 4,20 m wenden kann.

Im Laufe des folgenden Jahrhunderts konzentriert sich das Wassergericht dann auf Berstadt und Echzell, wobei der Mühlbann zu Grund-Schwalheim in das Berstädter Gericht gehört.

Hinsichtlich der Wasserwieger zu Echzell und Berstadt gibt es eine Instruktion über die Wassergebrechen zwischen Echzell und Berstadt vom 8.5.1528. Das Wassergericht hatte darauf zu achten, daß durch geeignete Maßnahmen Überschwemmungen der Horloff und der verschiedenen Gräben verhindert wurden. An den Wehren wurden Eichpfähle gesetzt, um damit das Wassergefälle auf die Mühlräder festzulegen.

Das kaiserliche Wassergericht in der Wetterau stellt einen Vergleich zwischen dem Lgf. Ludwig zu Marburg, den von Dörnberg und den Ganerben zu Staden am 16.07.1581 aus; desgleichen tun die Dörfer der Fuldischen Mark und angrenzende Gemeinden wegen der Horloff am 15.07.1581 und der Pfarrer Georg von Wickstadt mit Vertretern des Klosters Arnsburg.

Aber noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts wird die Wassergerichts-barkeit in Berstadt ausgeübt: Der Kammermeister (wohl Philipp Chelius) und der Amtmann des Landgrafen Ludwig von Hessen, R. Krieg regeln am 27.04.1603 in Berstadt Streitigkeiten zwischen dem Kloster Arnsburg und der zur Fuldischen Mark gehörigen Gemeinde Leidhecken wegen des Wasserlaufes der Nidda zu Wickstadt. Die Aufgaben des Wassergerichtes übernimmt nach der Säkularisation die Gemeinde bzw. die jeweils übergeordnete Behörde. 

 

Im 18 Jahrhundert sind Teichknechte nachweisbar: seit 1734 Johann Adam Stollmann, dieser stirbt 1756 im Alter von 88 Jahren. 1751 zählt der Teichknecht Ohr zu Berstadt zu den Forstbeamten des Oberforstes Darmstadt.

 

Der Fischfang in der Horloff von der Utpher Grenze bis zur Bingenheimer Mühle war noch im 17. Jahrhundert gemeines Recht, wobei gemein nicht nur allgemein im heutigen Sinne meint, sondern gemäß des Weistums vom 8.1.1434 bedeutete dies auch gemeinsam. Wenn ein Anlieger mit dem Netz fischte, so mußte der Nachbar auf der anderen Seite der Horloff mithelfen.

 

In der politischen Landesvisitation der Grafschaft Nidda und des Amtes Bingenheim 1628 hält der Keller Georg Happel am 15.4.1629 schriftlich fest und betont hinsichtlich der Fischwässer: "... die Horluf, des Jahres zweimal abgeschlagen und gefegt..., auch insgemein darin zu fischen, doch halten sie ihre ordentlichen Fischtage Mittwoch und Freitag." Das Fischen am Mittwoch und am Freitagvormittag galt als althergebrachtes Recht.

 

Erst im 19. Jahrhundert ist es das Recht des Großherzogs, der es aber verpachtet. Die Verpachtung wird durch die großherzogliche Oberförsterei Bingenheim geregelt.

1854 verweist der Oberförster von Gall aus Bingenheim den Berstädter Bürgermeister, daß man beim Schlagen (Ablassen des Wassers und Umleiten in sogenannte Schlagbäche) und Fegen (Säubern) der Horloff den jeweiligen Pächter 4 Tage vorher zu informieren hatte. Dies gilt besonders für die Müller. Der Förster droht besonders mit der althessischen Strafordnung von 1780.

 

Für die Kontrolle und Instandhaltung der Be- und Entwässerungsgräben wurde 1849 erstmals ein Wiesenwärter eingestellt, der auch die Aufgabe eines Feldschützes übernahm. Der 1. Wiesenwärter war Wilhelm Roth. Sein Nachfolger wird 1858 Wilhelm Lind.

Anstrengend wurde die Arbeit während des Hochwassers, dann durfte sich der Wiesenwärter nur für zwei Stunden täglich von seiner Arbeit entfernen. 

Eine Pflanze macht Probleme: Die Wasserpest 

Die vorrangige Aufgabe der Gemeinde ist im 19. Jahrhundert die Bekämpfung der Wasserpest (Clodes canadenis), da diese die Mühlräder zum Stillstand brachten. Jeweils nach der Heuernte wurde die Wasserpest gemäht.

Um den Wasserlauf zu gewährleisten, mußten Horloff und Seitengräben von Erlen, Weiden und sonstigen Bewuchs befreit werden.

 

1849:Zu den Aufgaben des Wiesenwärters Wilhelm Roth gehört auch das Ausreißen des "Wilden Gauls", der Wasserpest.

 

1880: Den Unterhalt des Sauerbrunnengrabens teilen sich Berstadt 2/3 und Utphe 1/3.

 

1907: Die Reinigung von Horloff und Schlaggraben wird im Accord vergeben.

 

1913: Die Gemeinden Utphe, Berstadt, Echzell und Reichelsheim reinigen Horloff, Teichgraben, Wäschbachgraben und Mittelgraben von der Wasserpest.

 

1937: Das Kulturamt Gießen ordnet die Reinigung der Horloff von der Wasserpest im Bereich der Orte Inheiden, Trais-Horloff, Steinheim, Rodheim, Utphe, Ober- und Unterwiddersheim und Berstadt an. 

 

Teiche und Seen:

Im 18. Jahrhundert wurden die Echzeller und Berstädter Teiche zur Jagd verpachtet. 1743 etwa pachten Johannes Weil und Consorten die Wildentenjagd und den Starenfang auf drei Jahre.

 

Der Egelsee:

 

1353 bestand zwischen Berstadt und Wohnbach ein Egelsee. Blutegel wurden im Mittelalter in künstlich angelegten Seen gezüchtet. Sie dienten medizinischen Zwecken (Aderlassen). Wahrscheinlich ist es das Gebiet, welches nach 1950 noch als Eselswiese bezeichnet wird. 1353 verkauft der Wetterfelder Pfarrer Werner von Hüftersheim dem Kloster Arnsburg 10 Malter Korngülte und verpfändet ihm sein Gut zu Berstad, darunter den Egelsee:

" iv. morgen wisen an eime stucke by Wigandes zune von Buches, heizet der egelsee." In dieser Urkunde wird deutlich zwischen See und Egelsee unterschieden.

Bedeutungswandel: heute Engelsee, 1970: Garten im Engelsee

 

Der Mühlteich oder fiskalische Teich

 

Der Mühlteich bestand bis 1824. Angelegt wurde er während der Regierungszeit des Wilhelm Christoph von Hessen-Bingenheim als fiskalischer Mühlteich. Die dortigen Wiesen wurden in der mündlichen Überlieferung "Möllersch" genannt und liegen im ebenfalls danach benannten Teichgewann. "Im Jahre 1824 wurde der fiscalische Teich trocken gelegt und dann als Ackerland benutzt. Eine Folge davon war, daß die hiesige Mühle, welche aus dem Teich ihr Wasser empfing, einging. Eine weit wichtigere Folge war, daß das um den Teich liegende Gelände, das sehr an Nässe litt, nun trocken wurde. Von seiten des Fiscus wurde der Teich zu 3.000 Gulden zum Verkauf feil geboten und da kein Käufer sich fand, verpachtet, wo er einen jährlichen Pachtzins eintrug, welcher die Hälfte der Kaufsumme überstieg. Die Ernten. die er abwarf, waren reichlich." Die ehemalige Mühle befand sich vor der Zingelpforte, rechts neben dem Hof Acker, heute Brückenstr., ehemals aber Mühlgasse. Der Teich war im Gewann dahinter angelegt.

 

 

Nikolaussee:

 

Er fällt in das Altargut des Nikolausaltars. Welcher der bekannten Seen gemeint ist, ist noch unklar.

1403: "uff S. Nycolaus sehe mit dem andern ende uff den Echtzeler weg gelegen."

 

 

Der Wolfsee:

 

Es ist ein fruchtbarer Wiesengrund und ist Teil des Kirchenvermögen. Nach Aledter, der ihn als einziger nennt, gehört er zu einer Stiftung.

 

 

Der See

 

1353: "an den see."

1371, 12.3.: "uf deme se." Diese Quelle unterscheidet zwischen See und oberstem See.

1396: "item ii morgen da selbes gelegen an Richarte von Drahe vnd stosset in den see...vber den markboel gelegen an hern Sybold Lewen, vnd stosset myt eyme ende in des fruherren see zu Berstad." Zuordnung als Herrenrecht nicht sicher, aber wahrscheinlich aufgrund der Gesamttendenz der Urkunde.

1396: "item v. morgen gelegen in deme nyddern see zusschen dem pherrer von Berstad vnd Merkelns erben," wahrscheinlich hier als Unterscheidung zu oberem See gebraucht.

 

Der obere See:

 

1366: "x. morgin des stuckis an dem obirsten see, daz der Dylen was an Elisin Wideroldin kindin."

1371, 13.2.: "obebendig deme obirsten See an Johan von Linden den eldisten."

1371, 18.10.: "uff dem abern see an Markeln von Linden." Hier bezeugt der Amtmann Johann Rode.

 

Am 28.09.1719 wird eine Frau aus Echzell, vermutlich eine Selbstmörderin, in dem Berstädter Fischteich tot aufgefunden. Welcher der Teiche hier gemeint ist, bleibt offen. 

Wassergräben: 

Mittelgraben: gemeint ist ursprünglich der Graben am Mittelweg

1371, 12.3.: "an den mittel wege yn den graben an den herren von Mentze an hern Engiln von Frideberg uf daz loch." Der Zeuge: Amtmann Johann Rode zählt zu den "bescheiden lude."

Der Mittelgraben muß 1887 ausgeräumt werden

 

Riedbach: gehört ins Riedfeld, erst 1849 erwähnt.

 

Sauerbrunnengraben: 1849 im Dienstvertrag des Wiesenwärters Wilhelm Roth erwähnt.

 

Scheidgraben: wird 1884 gemeinsam mit Echzell ausgeräumt

 

Schlaggraben: Horloff im Berstädter Bereich, eigentlich Flutungsgraben, in welchen die Horloff während des "Fegens" (Säubern) "geschlagen" (umgeleitet) wurde. In Echzell gibt noch einen Flurnamen "Abschlag", der die Überflutungsschleuse an der Horloff kennzeichnet.

 

Storcks Graben: 1396: "item ii. morgen zu den Storkes graben an Jungfrauwen Greden von Lundorff, wendet mit eyme ende vf Conradis von Buches funfczehen morgen."

  

Teichgraben: gehört wohl zum Mühlteich

 

Wäschbachgraben: ist die Fortsetzung des Zingelbaches, Funktion ist namensgebend, vgl. Wölfersheim. 1877 wird für 260 Mark ein Steg über den Wäschbach angefertigt

 

Wassergänge: 1371, 12.3.: "zu den waßergengen an Contzeln Rumpen."

1385: "uff dem selbin brachfelde in der waßirgenge gen Odephe... zu den waßirgengin und ligent an hern Conrade von Erlebach,"

1396: "in den wassergengen zusschen frauwen Elheyden von Hobewissele vnd deme wassstücke, wendet mit deme ende geyn Otfe vf den weg zu den wassergengen...item iv. morgen hinden in den wassergengen zuschen Wigande von Carben vnd den foldeschen lehen hern Johans von Lynden."

1403: "eyn stump zu den waßirgengen" Es bezeugt Henne Rode der Amtmann.

 

Wiesengraben: 1396: "item ii. morgen wissen gelegen zusschen deme hymmelriche vnd Gerharten von Hofftersheym stossent vff die zweene wissengraben..."

1403: "uff den wysegraben geyn Echtzel...gen dem Rytwege"

 

Zingelbach: begrenzte einen Teil der seit dem 14. Jahrhundert erwähnten Berstädter Ortsbefestigung.

"Anno 1811 wurde die Straße, die von Hungen nach Friedberg führt und durch unseren Ort geht, chaussiert und zur Staatsstraße erhoben, und in diesem Jahr wurde die Brücke über die Zingelbach und die Chaussee nach Wölfersheim gebaut."

"1841 war großes Wasser hier. Die niedergelegenen Häuser und Ställe waren mit Wasser angefüllet, daß Menschen und Vieh flüchten mußten. Mittelst Leitern stieg man in den oberen Stock der Häuser."

Beim Märzhochwasser von 1947 mußte in mehreren Ställen das Vieh evakuiert werden, tw. standen Wohnungen unter Wasser. 

Die Kreuz- und Stephansquelle:

Die Mineralquelle, an der Straße zwischen Grund-Schwalheim, Echzell und Berstadt gelegen, wurde erst spät wirtschaftlich genutzt.

Namensgebend ist das Altargut des Heiligen Kreuz-Altar in der Kirche zu Berstadt. Nicht ausgeschlossen werden kann auch das Vorhandensein eines Wegkreuzes.

 

1367: "by den Crucen an Gerlache von Lundorf."

 

1371, 1.10.: "uff dem Felde gein deme Ride by den Crucen an Girlache von Londorf." Hier bezeugt u.a. der Amtmann Johann Rode.

 

1376 besitzt hier der Priester Wigand von Babenhausen, der den Heiligen Kreuz-Altar bedient, ein Stück Land: "und stoßit an hern Wyganden en prister des heilgen Cruzis elchers..." Hier bezeugt u.a. der Schöffe Johan Rode.

 

1385: "by deme Cruce und stozit uff den Rietweg und ist daz endliste stucke gen Swalheim." Als Zeuge wird u.a. der Gerichtsschöffe Henne Rode der Eldiste genannt.

Auch der Name des benachbarten Grund-Schwalheim weist auf eine Quelle hin, läßt er sich doch etymologisch auf "svall" = Quelle mit wallendem Wasser beziehen.

 

Im Dienstvertrag des Wiesenwärters Wilhelm Roth von 1849 werden die sogenannten Sauerbrunnengraben besonders erwähnt.

Dem Tiefbohrunternehmen Kuhn aus Inheiden wurde die Quelle 1953 verkauft.

Der Gemeinde Berstadt versprach man eine Rente von 0,04 Pfennig pro Flasche. Allerdings umging das Unternehmen, welches anfangs prächtig gedieh, die Zahlung dieser Rente, indem es 20 m neben der "Kreuzquelle" nun eine 2. Bohrung vornahm, die sogenannte "Stephansquelle." 1954 gehörte sie noch Ingo Hugo Neeb.

Schließlich wurde die Quelle an das Vilbeler Unternehmen Klös verkauft, das aber 1967 den Betrieb aufgab. 

Brunnen:

Die Feldbrunnen:

Daubertsborn:

 

heute verhochdeutscht zu "Über dem Daubertsborn", Ackerfläche.

1396: "item eyn slosslecht stucke an der marke glich geyn deme Dubehorns burne vber gelegen zusschen Wigang von Swalbach vnd den heiligen von Berstad."

1403: "uff Duberns born" Auch in Echzell nachweisbar. Die Flurbezeichnung läßt sich auf einen Personennamen zurückverfolgen.

 

Der grundlose Brunnen:

 

1396: "item vf deme felde geyn Feltheym...gelegen zusschen hern Sybold Lewen und Wernhern Groppen, vnd ziehent mit nyddersten ende vf die oberweyde glich dem grundelosen burne zu."

1403: "by dem grundlosen burne und wendit uff dy obirweyde gelegen zuschin den Dumhern von Mentze und Henne Hamer."

 

Der Rainbrunnen:

 

1371: "uf deme feltheimer wege gein Reinburne an der forch an hern Johan von Linden dem alden."

Die Ortsbrunnen:

Da für Berstadt ein Grund- oder Gerichtsbuch aus der Neuzeit nicht mehr existiert, sind nur gelegentliche Nachweise möglich. Ähnlich wie in den anderen Orten der Wetterau waren die innerörtlichen Brunnen Gemeinschaftsanlagen, d.h. mehrere Anlieger hatten einen Brunnen. Nach diesem Prinzip werden in Berstadt noch zu Beginn dieses Jahrhunderts zwei Gemeinschaftsbrunnen angelegt. Legt man die Berichte über Trockenheit zugrunde, so muß Berstadt über einige dieser hochgelegenen Brunnen verfügt haben. Einer dieser Brunnen befindet sich im Keller des Hauses (17. Jahrhundert) von Peter Alter und ist ca. 8 m tief.

Am besten dokumentiert ist die Geschichte des Pfarrbrunnens: Zu Beginn des 30jährigen Krieges, 1618, wird ein Brunnen im Pfarrhof gegraben. 1670 wird ein neues Brunnenseil für diesen Brunnen angeschafft.

In den Kirchbauausgaben 1683 heißt es:

;"3 alb einer thür angehengt zum bronnen im Pfarrhoff."

;3 alb ;vor ein diehl zum bronnen

 

Nach dem Neubau des Pfarrhauses 1843 wurde der alte Brunnen zugeworfen und ein neuer Brunnen gegraben.

In dem ehemaligen Hof Schmidt, heutige (1996) Besitzerin Fr. Wulffen, Brückenstr. 2, befand sich ebenfalls ein Brunnen.

 

Aus neuerer Zeit stammt wohl auch der heute noch erhaltene gußeiserne Brunnen auf dem Friedhof, welcher nach Aussagen alter Berstädter auf dem Tanzhof stand. Der Dorferneuerungsausschuß hat 1996 angeregt, diesen Brunnen auf dem Zingelplatz aufzustellen. Vorausgegangen war eine Anregung der Gemeinde, den dort früher vorhandenen Brunnen, dessen Brunnenschacht 1,6 m im Durchmesser bei einer Tiefe von 4,8 m hat, als Lauf- und Schöpfbrunnen zu erneuern.

Einer dieser industriell gefertigten Pumpbrunnen befindet sich noch heute in der Gaststätte "Zur Paula", ein weiterer befand sich vor dem Bahnhof.

Die extrem trockenen Jahre 1857/58 führen zu großer Wasserknappheit in den örtlichen Brunnen, die Gräben trocknen allesamt aus: "1857 war eine große Trockenheit und Hitze. Die Gräben waren Ende November noch wasserleer, ebenso versiegten auch viele Brunnen im Ort."

Ein enormer Wasserbedarf bestand sicher durch die Färberei des Christian Eichelmann im Mainzer Hof, ebenso beim Färber Johannes Acker, der 1855 den Hof vor der Zingelpforte kaufte. Dort befand sich ein Brunnen vor dem Haus Acker.

Erneut führt eine extreme Trockenheit 1859/60 zur erheblichen Wasserknappheit: "Die trockene Witterung ging auch auf dieses Jahr (1859) über. Der Nachwinter war sogelinde, daß nur einigemal gefrorene Fenster zu sehen waren. Das Frühjahr trat wie gewöhnlich ein. Am 31ten März blühten im Pfarrgarten freistehende Aprikosen, am 24.ten März blühten Korbblüten. Am 6.ten Juli schnitt man Korn, am 12.ten Juli Gerste. Das Heu wurde vor Johanni gemäht und war überzeitig. Von Johanni an große Hitze. Im July hatten viele Brunnen kein Wasser mehr. Der Brunnen im hiesigen Pfarrhofgarten hatte im vorigen Jahre kein Wasser mehr, es wurde durch Verteifung nachgeholfen, wodurch er wieder Wasser hatte, das auch schnell sich ersetzte. Im July dieses Jahres wurde er wieder wasserleer und mußte abermals vertieft werden."

1893 war die Trockenheit so stark, daß teilweise die Brunnen kein Wasser mehr führten und Vieh notgeschlachtet werden mußte: "War das vorhergehende Jahr reich gewesen, so brachte das Jahr 1893 eine Mißernte. Im Winter hatte es sehr reichlich geschneit. Der Boden unter dem Schnee war aber gefroren, so dick, daß das Schneewasser nicht eindringen konnte. Zudem regnete es im Frühjahr und Vorsommer nicht. In vielen Brunnen fehlte es an Wasser."

Weitere Brunnen befanden sich in der Kellergasse, heute unter der Autogarage von Hedwig und Reinhold Schneider. Desgleichen befindet sich ein verschütteter Brunnen unter der Garage von Rainer Lember. In der Licher Straße 36 Hof Heinz/Wolf, heute Friedel Hinkel, gab es ebenfalls einen mittlerweile verschütteten Brunnen. Zwei Tiefbrunnen befinden sich nach Aussage von Armin Schwab in der Obergasse 11 (früher: Lina Momberger, heute: Streitenberger) und 13 (früher: Richard Schwab, heute: Lothar Hirzinger).

Planmäßige Wassererschließung durch serienmäßig angefertigte Gußeisenbrunnen.

In den Jahren 1902 und 1903 wurde jeweils ein Gemeindebrunnen für eine Anwohnergemeinschaft angelegt und Pumpen angeschafft. Beide Brunnen waren serienmäßig angefertigte Gußeisenbrunnen vom Typ des Pumpenbrunnens. Einen industriell gefertigten Laufbrunnen wie in Södel gab es in Berstadt nicht.

Durch eine Kolbenpumpe wird bei Pumpenbrunnen das Wasser angesaugt, wobei eine maximale Förderhöhe von 7 m erreicht werden kann. Bei größeren Saughöhen kann die Wassersäule reißen.

Zumeist wird das geförderte Wasser in einer kleinen, kelchförmigen Schale gefangen. Der Brunnenpfosten ist meist mit historischen Formen verziert, wie es in der Zeit des Klassizismus üblich war. Dem Wasserspeier verleiht man meist die Gestalt eines Tierkopfes oder eines Drachens. Um bei Massenfabrikation völlig gleiche Brunnen zu vermeiden, variierte man die industriellen Fertigteile und Ornamente in ihrer Zusammensetzung. Bei der Farbgebung dominierte das im Klassizismus mit Vorliebe verwendete Grün.

Vor der Zingelpforte befand sich der 1902 angeschaffte Pumpenbrunnen.

Dieser Brunnen glich den auf den Abbildungen zu sehenden Brunnen aus dem Produktionskatalog, 1900, der Firma Bopp & Reuther aus Mannheim. Angeschafft wurde er als Gemeinschaftsbrunnen von Wilhelm Hinkel I., Wilhelm Schmidt III. und Siegmund Stern.

Der zweite Brunnen, ebenfalls ein Pumpenbrunnen, wurde 1903 am Tanzhof aufgestellt als Gemeinschaftsbrunnen für mehrere Anlieger der Licher Straße, nämlich Friedrich und Heinrich Storck IX., (Licher Str. 8) Julius Stern (Licher Str. 6), Georg Oesterreich (Licher Str. 5) und Heinrich Rühl (Licher Str. 1). Der Brunnen wurde 1937/38 auf den Friedhof gebracht, wo er, teilweise in der Erde vergraben, vor sich hin rostete. Auf Anregung des Arbeitskreises Dorferneuerung wurde nun dieser Brunnen als Laufbrunnen am Platz vor der Zingelpforte neu errichtet.

1954 wurde gleichzeitig mit einer Kanalisation die Wasserleitung in der Bahnhofstraße bis an den Ortsrand geführt.

Die Wasserbohrungen im Rahmen der Planung für eine Zuckerfabrik

1894 finden durch die Firma Schäfermeyer, Jagstfeld, umfangreiche Bohrungen im Rahmen der Planungen für eine Berstädter Zuckerfabrik im Bereich zwischen Berstadt und Wohnbach statt. Die Bohrungen ergeben, daß genügend Wasser für den Betrieb einer Zuckerfabrik vorhanden ist. Der Pfarrer scheint aber ein Gegner der Zuckerfabrikpläne gewesen sein, denn er spottet: "Kaum hatten die Berstädter angefangen, so wollten auch die Echzeller eine Zuckerfabrik haben. Sie gaben sich aber bald, als sie einsahen, daß es nicht ging. In Berstadt aber wurde fleißig weiter agitiert. Ingenieure kamen. Für ein paar tausend Mark wurde ein Wasserloch gebohrt. Dann wurde es ruhiger." Der Ausgangspunkt der Überlegungen war durchaus sinnvoll. Mehrere schlechte Getreideernten und ein Ertrag von 100 Mark/Morgen führten zur Überlegung Zuckerrüben anzubauen, da hier der Ertrag pro Morgen bei 250 Mark lag. Allerdings traf eine Zuckerkrise ein, welche die Preise purzeln ließ, so daß man bald Abstand von dem Plan nahm.

Strom und Wasser - Öffentliche Wasserversorgung und Wasserturm:

Auslöser für die Erschließung der Wasserreservendes Vogels-bergs war ein enormer Mangel an Trinkwasser im expandierenden Weltbad Bad Nauheim, der so groß war, daß teilweise die Kurgäste wieder abreisten. Schnelle Abhilfe versprach die Erschließung der Quellen von Lauter. Im Spätsommer 1905 wurde der Entschluß gefaßt, im Jahr 1906 die Fernleitung verlegt und 1907 in Betrieb genommen.

1906 schließen sich die Gemeinden Wölfersheim, Berstadt, Södel und Melbach aus der Großgemeinde, die Städte Bad Nauheim und Friedberg, das Staatsbad Bad Nauheim und mehrere andere Gemeinden zum "Staatlichen Gruppenwasser-Verband Bad Nauheim" zusammen, der sein Wasser nun aus der Gemeinde Lauter bei Grünberg bezog.

Um die Gemeinde permanent mit ausreichend Wasser zu versorgen, wurde 1907/08 ein Hochbehälter am Tanzhof gebaut. Die Baukosten betrugen die astronomische Summe von 15.000 Mark. Die Jahreszahl 1908 ist insofern irreführend, da bereits für die Monate September bis Dezember 1907 Wassergeld in Höhe von 531,25 Mark an das Staatsbad Bad Nauheim abgeführt wurde.

 

Hinter der Einrichtung eines Gruppenwasserverbandes stand nicht nur die Bad Nauheimer Wasserknappheit, sondern es ging besonders um die Versorgung mit elektrischem Licht in Oberhessen.

Bereits 1905 hatte eine Denkschrift der Siemens-Schuckert-Werke die Nutzung der Wasserkräfte bei Rudingshain gefordert. Der Landesforstmeister Dr. Karl Weber aus Konradsdorf wurde nun die treibende Kraft in der "Beleuchtungsfrage", wie er es nannte. Um die nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben, schlug er vor, das Vogelsberger Wasser an die Stadt Frankfurt zu verkaufen. Die Großstadt übernahm auch den größten Teil des in Inheiden neu gegründeten Wasserwerkes, und nun ging man daran, ein durch Wasserkraft betriebenes Kraftwerk in Lißberg zu errichten. Diesen Zusammenhang betont auch Pfr. Kullmann in seiner Chronik des Jahres 1910: "Wie man hört, hat sich auch der hiesige Ortsvorstand entschlossen, die Gemeinde Berstadt an das große Elektrizitätswerk in Lißberg anzuschließen. Wenn dieses Projekt, das nunmehr von der Provinz Oberhessen in die Hand genommen ist, zur Ausführung gelangt, dann hat Berstadt so ziemlich alles, was man sich wünschen kann: Bahn, Wasserleitung, elektrisches Licht. Vielleicht dürfte, da durch die Wasserleitung mehr Wasser als früher verbraucht wird, für die Zukunft im Interesse der Volksgesundheit noch eine Kanalisation ins Auge zu fassen sein." Offensichtlich hatte der neue und bequeme Zugang zu sauberem Wasser den Wasserverbrauch in ungeahnte Höhen getrieben. Bereits in den vier Monaten des Jahres 1907, in denen das Leitungswasser floß, hatte man in Berstadt den ursprünglich errechneten Wasserbedarf für ein Jahr überschritten, nämlich um 148 m³. Die Wasserzuteilung geschah nach Personen, Groß- und Kleinvieh, Gärten, Gewerbe und Klosetts.

Vielen wurde das bequeme Wasser bald zu teuer, 1925 beschwert sich der Lehrer Huth wegen der Höhe des Wassergeldes.

Zurück zur Verbindung von Strom und Wasser: Als 1911 den oberhessischen Braunkohlegruben wegen Unwirtschaftlichkeit das Aus drohte, wurde in einem Vertrag zwischen der Provinz Oberhessen und dem hessischen Staat das Kraftwerk Wölfersheim gegründet. Beim Stromanschluß aber waren andere Gemeinden schneller als Berstadt: Södel und Dorheim erstrahlten zuerst im elektrischen Licht.

Der Wasserwärter

Aufgabe des Wasserwärters war es u. a. mindestens einmal die Woche den Wasserstand des Hochbehälters zu kontrollieren. Ebenso wurden als Minimum eine zweimalige völlige Entleerung des Hochbehälters und eine völlige Reinigung desselben vorgesehen.

Während der Reinigung wurde das dörfliche Wassernetz direkt aus der Fernleitung gespeist. Im Gegensatz zu heute üblichem Verfahren aber steht die Anweisung an den Wasserwärter während anhaltender Trockenheit die Rasenfläche um den Hochbehälter gründlich zu wässern, was dieser ohnehin gerne tat, hatte er doch das Grasnutzungsrecht.

Ab 1908, am 5. Februar, wurden 170 Haushalte in Berstadt mit Wasser aus Lauter versorgt. Anfänglich lag die Kontrolle der Gemeindetrinkwasseranlage beim Staatsbad Bad Nauheim. 1915 wurde der Rohrmeister Heinrich Philipp Kaiser für jährlich 100 Mark eingestellt, der 1940 sein 25jähriges Dienstjubiläum feierte. Die vierteljährliche Ablesung des Wasserverbrauchs wurde in ein Wassermessbuch eingetragen und dem Bürgermeister vorgelegt.

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