keyvisual



Home
Wir über uns
Rund um Berstadt
Veranstaltungen
News
Geschichtliches
Zeittafel
Gemeindewirtshaus
Zuckerfabrik
Ein Grabstein
Die Berstädter Burg
Wassergericht
Berstadts Kirche
Hexenwahn
Wichtiger Hinweis
Interessante Links
Der Vorstand
Satzung
Kontakt
Sitemap

 

Die Berstädter Burg 

 


Die Berstädter Wasserburg um 1855
[BU: Ausschnitt Flurkarte 1855, StAD] koloriert von Willy G. Roth

 
 

von Eugen Rieß

 

Aufgrund eines Steinbeilfundes kann man feststellen, dass das Gebiet der späteren Wasserburg bereits in der jüngeren Steinzeit tw. besiedelt war. Burggasse, Burggärten und Burgs-Haus sind bis heute als Namen noch erhalten.

Lediglich im Süden wurde die Burg von dem Zingelbach begrenzt, dagegen bildeten Waschgasse im Westen, Burggasse im Osten und Untergasse im Norden die übrigen Grenzen. Dass es eine Wasserburg war, lässt sich noch immer erkennen. Die Hanglage des Grundstückes markiert lediglich den dazugehörigen Hof.

 

 

 

Von der Burg Berstadt haben sich nur noch geringe Reste erhalten. Das dazugehörige „Herrenhaus" (der Familie Ellenberger) in der Untergasse 19 liegt, deutlich erhöht, oberhalb der ehemaligen Wasserburg. Das Anwesen Untergasse 21 war ebenfalls Teil der Burg. Von hier erfolgte die Einfahrt zur Burg. Dort ist noch eine Hoftoreinfahrt mit Torpfosten (Jahreszahl 1793). An diesem Anwesen soll auch ein Graben parallel zur Untergasse verlaufen sein.

Die ältesten Parzellenkarten der Gemeinde Berstadt von 1821 und 1855 (im Gemeindearchiv Berstadt) zeigen noch Größe und Umfang des ehemaligen Burggeländes. Das Burggrundstück umfasste etwa 2 Hektar. Es wurde im Süden vom sogenannten Zingelbach, im Westen von der Waschgasse, im Osten von der Burggasse und im Norden von der Untergasse begrenzt.

Nach den Parzellenbüchern von 1821 und 1855 lassen sich Größe und Umfang der Grundstücke noch genau bestimmen. Mit ihrer Größe von fast 20.000 m² entspricht sie angeblich den salischen Königshöfen.

Die Lage der Burg und ihre räumliche Trennung von der Kirche entspricht der Situation in Rockenberg, worauf bereits Beranek verwies.

Die eigentliche Burg war von einem Graben, der etwa 5 m breit war, umgeben, die Maße dieser Anlage betrugen etwa 55 m x 48 m, wobei dies nicht die Maße der Gebäude sind.

Die Kernanlage in der Mitte des Grundstücks hatte eine Länge eines exakten Rechteckes von etwa 55 Metern und eine Breite von etwa 48 Metern. Hier stand das Hauptwohngebäude der Burg, das etwa 20 x 20 Meter maß. Außerhalb der Kernburg befanden sich weitere Gebäude, Scheunen, Stallungen, Aufenthaltsräume und Vorratskammern.

Die Burganlage soll an der Westseite, also Richtung Waschgasse, einen kleinen Vorbau besessen haben, wovon allerdings nach dem Abriss um 1864 keine Ansichten erhalten blieben. Sicher ist nur, dass diese Gebäude nicht mehr das ursprüngliche Aussehen aus der Salierzeit hatten. Lediglich der annähernd quadratische Grundriss in den Parzellenbüchern verweist auf seine Gestaltung als Wohnturm. Pfarrer Reiber schreibt:

Am südlichen Ende des Ortes befindet sich, auf einer Insel liegend, ein Haus, das die Burg genannt wird. Es war früher ein Graben mit einer Zugbrücke versehen, statt letzter war zuletzt noch ein Steg. Im Jahre 1839 wurde der Graben zugeworfen und in Grabland umgewandelt, der Steg entfernt und der Graben unter demselben ausgefüllt, so daß man vor das Haus fahren kann.

Solche Turmburgen waren im Mittelalter als Niederungsburgen sehr verbreitet.“

Eine solche Anlage ist im Sommer 1994 auf der Grundfläche des ehemaligen Prämonstratenser-innenklosters Konradsdorf ausgegraben worden. Auch hier fand man einen annähernd quadratischen Turm. Mittels eines gefundenen Türsturzes aus Sandstein konnte man diesen aufgrund stilistischer Vergleiche in die 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts datieren. Verstärkt haben die Ausgrabungen in Konradsdorf die Vermutung, dass es sich hier um den Stammsitz des Hauses Büdingen handelt.

Dies legt zumindest nahe, dass die Berstädter Anlage als Sitz des sich später nach dem Wohnort nennenden Ministerialengeschlechtes von Berstadt ebenfalls in der Zeit der Kaiserbesuche entstanden sein könnte. Sicherlich ist eine solche Anlage rein zum militärischen Schutz gedacht, nicht zum Repräsentieren oder Übernachten von Kaisern.

Diese Ministerialen entstehen als niedere Adelsschicht in der Salierzeit und gewinnen schließlich unter den Staufern enorme politische Bedeutung, gerade in einer Reichslandschaft wie der Wetterau. Aus den Urkunden zeigt sich, dass sich das Ministerialengeschlecht derer von Berstadt nach dem staufischen Endkampf um 1250 nur noch als Friedberger Burgmannengeschlecht wiederfindet, zumal nun die Kirche des Heimatortes den antistaufisch gesinnten Mainzern gehört.

 

  

[BU: Die Berstädter Burg um 1750, Zeichnung Friedel Hinkel]

Das Cramersche Gut

Die letzten Besitzer der Burg waren Mitglieder der Familie Cramer. Carl Cramer, Sohn des Pfarrers Cramer von Geiß-Nidda, geb. 13.08.1768, heiratete Christine Sophie Laupus, Tochter des Pfarrers Laupus zu Nauheim, ihre Mutter war Luise Jakobine Ellenberger aus Berstadt. Aus der Ehe stammen sechs Kinder, von denen aber nur zwei Töchter, eine davon unverheiratet, überlebten. Diese Familie besaß die Burg. Die Tochter Christine Wilhelmine, geb. 25.10.1803, heiratete 1838 den preußischen Leutnant Weber. Die Frau des Carl Cramer starb 1853 in Koblenz.

Zwischen 1794 und 1796 kam es zum Streit um Erbansprüche zwischen Daniel und Anton Printz aus Vöhl in der Herrschaft Itter (heute: Edersee) und Justina Sibecker zu Wildungen mit der Ehefrau des Geiß-Niddaer Pfarrers Cramer. 1803 wurde der Nachlass des Pfarrers in Berstadt unter seinen Kindern verteilt. Sie mussten sich noch im selben Jahr mit Forderungen der Gemeinde Geiß-Nidda wegen der Kosten für die Verköstigung eines Offiziers streiten.

1805 war der 21jährige Johannes Schieferstein aus Ober-Bessingen Knecht auf dem Cramerschen Gut. Während seiner Dienstzeit zeugte er mit Christina Emmel ein uneheliches Kind. Eine Tochter des Freigutsbesitzers Carl Cramer starb im Februar 1807. Die Familie bewohnte damals das Haus Nr. 107. In diesem Jahr gab die Cramer´sche Magd Elisabetha Lehmer aus „Trais an der Horloff“ an, dass sie von Johannes Weber geschwängert wurde.

Das Gut der Pfarrerfamilie Cramer besaß einen Umfang von 104 Normalmorgen. Die Cramer´sche Wiese in den Dorfwiesen hatte einen Umfang von knapp 10 Ortsmorgen (ca. 2 ha in Berstadt). Der durchschnittliche Jahresertrag der Wiese betrug 70 - 80 Gulden. Auch das Cramersche Gut wurde parzellenweise an die Ortsbürger verkauft.

Das Amtsgericht Nidda stellte am 19. April 1832 für Christiane Sophie Cramer, geb. Laupus, einen nochmaligen Loszettel aus, der den ihr bereits 1802 zugefallenen Erbteil aus den elterlichen Gütern enthält. Gleichzeitig werden als die übrigen Erben des Pfarrers Laupus erwähnt:

1. Friedrich Valentin Laupus; Pfarrer in Gronau,

2. Georg Ludwig Laupus zu Koblenz,

3. Casimir Adolf Laupus zu Zeuthbach verstorben.

 

Christiane Sophie Cramer erhielt:

 

im Feld gegen Echzell

 

1. Flur XI       Acker auf den 18 Morgen, die Spitze am Zwierleinischen Gut

2. Flur XI       Acker auf dem gemeinen See an Ellenberger

3. Flur XI       Acker im Dorfgewann an Fr. Ellenberger

4. Flur XI       Acker auf den Wiesen bei der Beunde an Fr. Ellenberger

5. Flur VIII      Acker am Girnweg an Herrn von Zwierlein

6. Flur IX        Acker auf der Schafswiese an Casimir Laupus

7. Flur VIII      Acker in den Fuchslöchern an Nikolaus Horst

 

Im Feld gegen Utphe

 

1. Flur I          Acker über der Beunde am Mainzergut

2. Flur III        Acker im langen Gewann an Wilhelm Laupus

3. Flur III        Acker das Halmbruch an Johannes Naumann (ebenda neben an Hellenbruch und Naumann)

4. Flur IV        Acker am Heegweg an Wilhelm Laupus

5. Flur IV        Acker auf dem Bruch an Amtmann Zinn

6. Flur VII       Acker am Meisterberg an Ellenberger

7. Flur VII       Acker daselbst am Mainzischen Gut

 

Im Oberfeld

 

1. Flur XIV     Acker im kleinen Feld am Pfarrland

2. Flur XIV     Acker am Judengalgen an Ellenberger

3. Flur XIV     Acker auf der Kaulbahn an Johannes Wolf

4. Flur XVI     Acker am Feldheimer Weg an Fr. Ellenberger

5. Flur XVI     Acker daselbst an Wilhelm Laubus und Walderdorf

6. Flur XVII    Acker daselbst an Jost Rühl II. und Wilhelm Laupus

7. Flur XVII    Acker daselbst an Herrn Ellenberger

 

Wiesen

 

1. Flur VIII     Am Hammerstätter Graben in den Dorfwiesen an Heinrich Holzapfel

2. Flur VIII     daselbst an Henrich Herget, Schmied

3. Flur VIII     daselbst an Ellenberger und Wilhelm Laupus

4. Flur IX       daselbst in den Höllwiesen an Daniel Horst

Noch 1852 befand sich das Gut in dem Besitz der Familie Cramer, soweit man dies aus der Ankündigung einer Versteigerung vom Donnerstag, dem 23.6.1852, entnehmen kann, in der das Anwesen als Cramersche Burg bezeichnet wird.

Bereits zwölf Jahre später werden das Anwesen, das der Gemeinde zustehende Wohnhaus nebst Chaisen-Remise und Waschküche sowie zwei Schweineställe zum Abbruch verkauft, wie das Niddaer Intelligenzblatt für den 20.05.1864 ankündigt. Zuletzt diente der Besitz einem Arzt als Wohnung. Das 2 ½ geschossige Wohnhaus hatte die Außenmaße 60 x 99,4 Fuß, den Ausschreibungen zufolge war es ein schiefergedeckter Fachwerkbau.

Insgesamt wurden versteigert:

  1. Sämtliche Schiefer von den Dachflächen,
  2. die Dachdielen, ca. 450 Stück,
  3. vier hölzerne Treppen,
  4. das verzimmerte Holz des gesamten Hauses, der Remise und der Schweineställe als Schwellen, Pfetten, Durchzüge, Balken, Pfosten, Stiche, Sparren etc.
  5. das Stückholz und mehrere tausend Lehmsteine.

Teile des Fachwerks sollen beim Bau des Hauses Oberpforte 22 wieder verwendet worden sein. Ein vehementer Befürworter für einen Abriss der Burg soll nach örtlichem Erzählgut Lehrer Mahlerwein, der Gründer des Gesangvereins, gewesen sein, „damit von denen niemand wiederkäme.“ In der Familie von Hildegard Schmidt wird ein Stuhl [Foto] überliefert, der aus dem Inventar der Burg stammen soll.

Auch das Cramer´sche Gut wurde parzellenweise an Ortsbürger verkauft.

 

   Foto: Eugen Rieß

 

Der obere Bereich der Burg, heute Anwesen Winter-Fritsche, Hausname Burgs, mit großem Wohnhaus und Nebengebäuden war von den Grafen von Walderdorff und von Einsiedel an die Gemeinde verkauft worden, welche 1860 den Komplex an die Revierförstergattin Müller vermietete.

Die im oberen Bereich der Burg gelegene Hofreite wurde am 26.2.1866 durch Heinrich Wolf X. für 1.405 fl. ersteigert. Letzter Pächter des Burgkellers in dem Burggarten war 1870 Jost Völbel. Der einsturzgefährdete Keller wurde aber nicht mehr verpachtet und stürzte schließlich 1877 teilweise ein.

 

 

Top
akd-berstadt.de